Digitale Nomaden

Eine Reise zu den digitalen Nomaden

   

Frische Perspektiven von der DNX

Neulich fragte mich ein Klient, wo ich persönlich meine neuen Ideen und Inspirationen her bekomme. Eine Quelle ist der Erfahrungs-Austausch bei der “Digitalen Nomaden-Konferenz” (DNX) im Mai in Berlin. Hier finden Sie meine resultierenden Einsichten und Empfehlungen.

Digitale Revolution als Chance

Die Konferenz ist ein Ausdruck des gesellschaftlich-technologischen Wandels, der dem Einzelnen und vernetzten Teams ermöglicht, ortsunabhängig zu arbeiten. Der Vorteil für Unternehmen und Industriekunden: Diese finden schnell engagierte, professionelle Dienstleister und können flexibel Aufträge vergeben – weitgehend frei von engen arbeits- und sozialrechtlichen Vorgaben.

Der Idealfall: Arbeiten, wo es einem gefällt

Die digitalen Nomaden wollen mehr persönliche Freiheit und mehr Selbstbestimmung. Sie wollen einen abwechslungsreichen Lebensstil genießen und ortsunabhängig leben und arbeiten – in Berlin oder in schönen, exotischen Plätzen wie Saigon oder Chiang-Mai. Das Geld dazu wollen sie im Netz verdienen.

Berufliche Hintergründe

Ich traf auf Menschen mit ganz unterschiedlichen Berufen: Programmierer, Grafiker, Blogger, Life-Coaches, Musiker, Rechtsanwälte – sie alle wollen aus ihrem als langweilig empfundenen bisherigen Leben (viele sind in “Nine-to-Five-Jobs”) ausbrechen.

Die Atmosphäre: Lockere Avantgarde

Plötzlich fand ich mich inmitten einer Community von kreativen, begeisterten und risikofreudigen Optimisten – was motivierend und intellektuell stimulierend wirkt. Der Mut, sich auf Neues einzulassen, war ansteckend.

Erstaunlicherweise kein Handyklingeln

Für mich war wohltuend überraschend, wie diszipliniert die Teilnehmer ihre Handys ausschalteten, damit die Vorträge ungestört verlaufen konnten. Wenn selbst Leute, die ihr Geld im Netz verdienen, es schaffen, sich für zwei Stunden von ihren Smartphones zu lösen, sollte das auch in den Meetings unserer Branche möglich sein.

Illusionen, Mythen und Realität

In vielen YouTube-Videos wird das Leben eines digitalen Nomaden weichgezeichnet und schöngemalt. Es gefiel mir, dass auf der Konferenz auch offen die Risiken, Misserfolge und das Scheitern von Projekten eingestanden wurden. Ein Zitat: “Dieses Leben ist nur für eine Minderheit geeignet”.

Distanzierung von Rucksack-Touristen

Überraschend deutlich grenzte sich die Community von den “Backpack-Travellern” ab. Digitale Nomaden reden viel über business-orientierte Themen wie beispielsweise Akquise, Webseitenbesucher, YouTube-Aufrufe, Konversionsraten, etc. Es wurde deutlich gemacht, dass man mit einem reinen Blog kein Geld verdienen kann.

Wo arbeiten digitale Nomaden?

Im Prinzip können sie überall dort arbeiten, wo sie einen schnellen Internet-Anschluss finden: In Apartments, Cafés und den zunehmend verbreiteten “Coworking Spaces”. Hierbei handelt es sich um offene Büro-Plätze, die man für etwa 10 bis 20 Euro am Tag in vielen Metropolen rund um den Globus mieten kann. Als Werkzeug brauchen sie nur ein hochwertiges Smartphone und ein Notebook. Hinweis am Rand: Tablet-PCs finden kaum Verwendung, da sie keine gute Tastatur bieten.

Kein süßes Nichtstun

Digitale Nomaden lassen sich nicht einfach treiben. Statt Partys mit Cocktails am Strand schaffen sie sich Routinen im Alltag. Denn: Wer einfach in den Tag hineinlebt, wird seinen Zielen nicht näher kommen. Auch sie brauchen einen Rhythmus, der ihnen Halt gibt und verhindert, dass die Tage im Chaos versinken. Dazu zwei einsichtsreiche Original-Zitate:
– “Routinen klingen langweilig – aber man braucht sie”
– “Geld im Internet verdienen ist ein Vollzeitjob”.

Die 4-Stunden-Arbeitswoche: Ein Traum

Die “Hardcore-Digital-Nomaden” arbeiten hart – oft 40 bis 60 Stunden die Woche – fast wie Workaholics. Sie verbinden Kreativität mit Eigenmotivation, Durchhaltewillen und Frustrationstoleranz. Marcus Meurer, einer der Gründer der DNX-Konferenz, drückte es klar aus: “Erfolg als digitaler Nomade erfordert ein enormes Stretchen der eigenen Komfortzone. Es gibt auch viele, die daran scheitern”.

Persönlicher Eindruck

Natürlich klingt “ortsunabhängiges Leben” irgendwie gut. Auf der anderen Seite drängte sich mir der Eindruck auf, dass einige digitalen Nomaden fast wie Getriebene rastlos durch die Welt reisen. Nun sind nach meiner Erfahrung die Strände, Büros und Cafés nicht so unterschiedlich, als dass man sie ständig wechseln müsste. Daher verweilen einige auch mehrere Monate an einem Ort und schaffen sich so ein temporäres Zuhause.

Wie verdienen digitale Nomaden ihr Geld?

Die initiale Sorglosigkeit und Unbekümmertheit weicht der Erkenntnis, dass man irgendwie Geld verdienen muss, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wie sehen konkret die Einkommensquellen aus?

Einige sind als Texter, Newsletter-Autor, Übersetzer, Software-Entwickler, Grafik-Designer, Fotografen oder e-Commerce-Shop-Betreiber tätig. Andere bieten als Consultants Beratungen an für digitale Strategien, Content-Marketing oder Suchmaschinenoptimierung .

Viele betreiben Online-Präsenzen wie Webseiten, Blogs, Communities und monetisieren das durch downloadbare E-Books, Video-Onlinekurse, Mitgliedsbeiträge oder durch “Affiliate-Marketing”: Wenn jemand durch eine Empfehlung auf einer Webseite auf ein bestimmtes Produkt aufmerksam wird und es kauft, erhält der Empfehlende eine kleine Provision vom Verkäufer. Idealerweise generiert man so “passives Einkommen”.

Gemeinsam ist all diesen Tätigkeiten, dass man ortsunabhängig arbeiten kann. Die Abstimmung mit dem Auftraggeber erfolgt per Email, per Telefon oder per Videokonferenz, beispielsweise mit Skype.

Business: Vom Freelancer zum Entrepreneur

Wirklich erfolgreich ist, wer vom Aufträge-abarbeitenden Freelancer zum Online-Entrepreneur wird, der Kunden akquiriert und Teile eines Auftrags an Freelancer delegiert. Er fügt dann die Teile zusammen und schreibt die Rechnung an den Auftraggeber. Diese “Atelier-Methode” ist übrigens uralt: Schon früher haben berühmte Künstler Teile ihrer Kunstwerke von jüngeren Künstler ausführen lassen und diese dann zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Der primäre Auftraggeber erfährt von dieser Arbeitsteilung meist nichts.

Wünschen Sie ein Leben als digitaler Nomade?

Wenn Sie Ihre Fähigkeiten, Stärken und Wünsche mit den Vor- und Nachteilen eines digitalen Nomaden-Lebens abgleichen, werden Sie (ebenso wie ich) wahrscheinlich zu der Schluss-folgerung kommen, dass es für Sie weniger geeignet ist.

Sieben resultierende Empfehlungen für Sie

Es gibt aber eine ganze Reihe von Dingen, die wir in unserer Branche lernen können, um nicht von den globalen Entwicklungen überrollt zu werden.

1) Wenn Sie Agenturen beauftragen: Bestehen Sie darauf, den eigentlichen Leistungsträger, also den Grafikdesigner oder den Texter persönlich kennenzulernen und stimmen Sie sich direkt mit diesen ab! Auf dieser persönlichen Schiene erhöhen Sie deren Motivation sowie die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die Leistungen bekommen, die Sie beauftragt haben.

2) Fördern Sie Ihr persönliches Wachstum, indem Sie sich regelmäßig weiterbilden, beispielsweise durch Workshops, Kongresse, Fachartikel, Podcasts und Newsletter.

3) Bleiben Sie neugierig und halten Sie Ausschau nach neuen Ideen, indem Sie mit unkonventionellen Leuten und Querdenkern reden. Sie können diese Ideen zu innovativen Konzepten und dann zu Pilotprojekten weiterentwickeln.

4) Seien Sie optimistisch und entdecken Sie die unerkannten Chancen und Potenziale in all Ihren Vorhaben, die das Leben Ihrer Kunden verbessern würden. Viele kreative Optionen können Sie online kostengünstig testen.

5) Nehmen Sie sich die Freiheit, die Dinge zu tun, die Sie gerne tun möchten – solange es im Einklang mit dem Wohl der Anderen steht. Gönnen Sie sich Erholungsperioden und Abenteuer. Das Leben ist zu kurz, um es nur im Büro zu verbringen.

6) Fragen Sie Ihren Chef, ob Sie mindestens einen Tag die Woche von zu Hause aus arbeiten können – was oft bereichernd für Sie und das Unternehmen ist. Ich beobachte in vielen Firmen diesen Trend zu “Home Office Days”.

7) Warten Sie nicht auf den perfekten Zeitpunkt, etwas zu tun – es wird ihn nicht geben. Statt Vorhaben auf die lange Bank zu schieben, nehmen Sie die Dinge energisch in Angriff und probieren Sie diese aus.

Abschließende Bemerkung

Man muss nicht wie ein digitaler Nomade seine Dinge verkaufen, seine Wohnung kündigen und um die Welt reisen, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Viele meiner Klienten haben einen abwechslungsreichen Job, in dem sie sich entfalten können – verbunden mit angemessener Reisetätigkeit, so dass sie dankbar sind, wenn sie abends wieder nach Hause kommen.

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