Mythos Marke demystifiziert: Wie Sie eine unverwechselbare Marke erschaffen: Tipps
"Finding your frame" - "Ihren relevanten Rahmen finden"
Eine typische Situation bei Markteinführung: Die Geschäftsleitung verbindet ambitionierte finanzielle Erwartungen mit dem neuen Produkt. Sie richtet besonderes Augenmerk darauf, dass "Medical" und "Marketing" früh die Weichen richtig stellen, um Umleitungen und Sackgassen vor und beim Launch zu vermeiden.
Man will rasch Akzeptanz erreichen und in die wirtschaftliche Gewinnzone kommen. Dies gelingt umso eher, je überzeugender die Positionierung und je klarer, kraftvoller und einzigartiger die Marke ist, die Sie entwickeln, prägen und pflegen.
Hinweis
Über kaum ein Thema wird in Kommunikation und Marketing soviel geschrieben wie über erfolgreiche Marken ("Brands") - teilweise mit weitschweifenden, nebulös-diffusen Texten oder sogar einer mystisch anmutenden Verklärung. Manche Kreative aus "Branding-Agenturen" scheinen sich selbstverliebt am Nektar Ihrer Auslassungen zu berauschen. Dabei findet sich eine grassierende Verflachung und Beliebigkeit des Begriffes "Marke". Eine kritische Betrachtung von Konzepten und Modellen finden Sie hier » . In den folgenden Abschnitten finden Sie Tipps für eine effektive, pragmatische und kundenorientierte Vorgehensweise mit dem Ziel, Kunden zu überzeugen, Marktanteile zu gewinnen und letztendlich Umsatz und Cashflow zu generieren.
Zwei pragmatische Definition lauten:
- Wie das Produkt von den Kunden subjektiv empfunden wird oder werden soll
- Der Eindruck, den das Produkt in der Wahrnehmung der Kunden hat
Ähnliche Begriffe, welche teils ähnlich oder überlappend verwendet werden, sind:
- Produktpersönlichkeit ("Product Personality")
- Markenkern
- Markenguthaben
- Markenpersönlichkeit ("Brand Personality")
- Markenidentität ("Brand Identity")
- "Crystallized Brand Promise"
- "Brand Benefit Edge".
Hinweis
Sie sollten stets von wissenschaftlichen, regulatorischen und rechtlichen Grundlagen starten. Anderenfalls bewegen Sie sich auf dünnem Eis und riskieren Abmahnungen von Mitbewerbern und das Einstampfen von Werbematerialen und Vertriebsunterlagen - alles schon vorgekommen.
Werbe-Agenturen, die aus dem reinen Konsumgüter-Marketing kommen, sind oft mit diesen Rahmenbedingungen des Arzneimittel- und Medizinprodukte-Business nicht vertraut und verstehen nicht, dass ihre kreativen Vorschläge (Beispiel: "himmlisch erleichtert") nicht anwendbar sind. Bei Nahrungsergänzungsmitteln dürfen Sie viel, aber nicht alles sagen.
Manche Marketingleute propagieren unbekümmert hohe Dosen, die zwar die Wirkung, aber auch die Nebenwirkungen erhöhen. Dies steigert das Risiko von Haftungsansprüchen an das Unternehmen (manche Firmen wären daran beinahe zu Boden gerissen worden).
Folgende Unterlagen geben Ihnen ein tragfähiges Fundament:
- Publikationen der Studienergebnisse als wissenschaftliche Basis
("Making Science Make Sense") bei Pharma bzw. die technischen
Spezifikationen und Leistungskenngrößen bei Medizinprodukten
- Wortlaut der Zulassung oder Registrierung als rechtliche Basis
- Konzepte von Headquarters bzw. "Corporate" (leider oft wenig hilfreich)
- Inwieweit gibt es schon zentrale "Branding Guidelines" oder ein "Brand Book"?
Beim "Perceptual Mapping" werden zentrale Produkteigenschaften in einem zweidimensionalen Raum dargestellt. Das Konzept mancher Agenturen, ein Medikament als hocheffektiv und extrem gut verträglich darzustellen (in der Abbildung die rote Kugel), stößt auf zwei Probleme:
Erstens geben das die wissenschaftlichen Daten nicht her und zweitens lernen Apotheker und Ärzte im Studium: Was keine Nebenwirkung hat, hat meist auch keine Hauptwirkung.
Daher ist es medizinisch und kommunikationstechnisch sinnvoll, bestimmte Nebenwirkungen (auch als Ausdruck der primären Wirkung) von vorneherein mit anzugeben. Dies hilft, ein glaubwürdiges Risiko-Nutzen-Profil darzustellen.
Zur Differenzierung brauchen Sie eine gute Antwort auf die Frage:
Wie können Sie Ihre Überlegenheit verdeutlichen (Unique Selling Proposition)?
Analysieren Sie dazu die Stärken und Schwächen Ihres Produktes im Vergleich zu den Mitbewerbern.
Empfehlung:
Idealerweise gründen Sie dann eine Produkt-Kategorie, in der es nur ein Element gibt (nämlich Ihr Produkt).
Einige allgemeine Empfehlungen:
Alle entwickelten Aussagen sollten klar, verständlich und für deutschsprachige Märkte in deutscher Sprache sein.
Zu viele Details verwässern die Kernaussagen. Prägnanz erreicht man, wenn man nebensächliche Dinge weglässt.
Die Wirklichkeit zeigt allerdings, dass diese auf den ersten Blick selbstverständlichen Bedingungen von manchen Agenturen nicht erfüllt werden.
Folgende Dimensionen sollten berücksichtigt werden:
- Aufmerksamkeit: Wie ich Interesse für meine Inhalte wecke
- Nutzen: Welche datenbasierte Lösung ich anbiete
(Inwiefern geht es dem Kunden mit meinem Produkt besser?)
- Einzigartigkeit: Wie ich meine Überlegenheit verdeutliche (siehe oben)
- Beleg oder Wirkmechanismus: Wie ich meine Aussagen untermauere
- Aktion: Zu welcher Handlung will ich den Empfänger motivieren
(Was ist der nächste Schritt, den der Adressat tun soll)?
Hinweis
Manche Werber aus dem Konsumgüterbereich sind eine bestimmte Art von Sprache gewohnt, die in ihrem Bereich durchaus funktioniert: Aufregend, manchmal auch quirlig, fetzig, schrill und manchmal sogar gekünstelt-manieriert - alles Dinge, die im Pharma-Bereich die Zielgruppen eher abstoßen. Der Grat zwischen Genialität und Wahnsinn ist nun mal schmal.
Es gilt, die richtige Balance zu finden zwischen
(a) simplifizierten Sprüchen, die als überzogene oder hohlklingende Phrasen empfunden werden und
(b) komplizierten, wissenschaftlichen Erklärungen, an denen aber nur die Experten interessiert sind.
Am vertrauenswürdigsten sind bejahende, fundierte, zielgruppenspezifische Begriffe, Aussagen und Texte aus der verbalen Erlebniswelt der Zielgruppe. Konkret sollten entwickelt und getestet werden:
Hinweis
Diese relevanten Worte sind Teil der verbalen Essenz, also der sprachlichen Identitiät Ihrer Marke. Diese spezifischen Schlüsselwörter ("Keywords") sind auch die Basis für die spätere Suchmaschinen-Optimierung (SEO = Search Engine Optimierung, www.seo-pharma.de). Ihr Ziel ist ja, für die Begriffe, nach denen Ihre Kunden im Internet suchen, auf den Ergebnis-Seiten der Suchmaschinen ganz oben zu stehen. Diese Aufgabe klingt einfach, ist es aber in der Realität nicht. Wenn Sie hier in die falsche Richtung laufen, können Sie es später nur mit großem Aufwand ändern. Anregungen finden Sie auf www.wortemitwirkung.de und www.textworkshop.de.
Hinweis
In meiner Beratungstätigkeit treffe ich manchmal auf Firmen, die der Meinung sind, dass sie diesen Schritt auslassen können und stattdessen alle Aspekte selber in firmeninternen Meetings festlegen und beschließen könnten. Dieses Vorgehen wird sich allerdings später im Markt rächen - in Form mangelnder Akzeptanz und damit unausgeschöpften Umsatzpotenzialen.
Bitten Sie die Kunden um offenen, ungeschminkten, schnörkellosen Feedback. Hören Sie zu - ohne Ihre Entwürfe zu rechtfertigen. Notieren Sie die Verbesserungsvorschläge.
Überarbeiten Sie Ihren Entwurf, indem Sie ihn an das erhaltene Feedback anpassen. Diesen Zyklus können Sie Testphase, Fokusgruppe oder Marktforschung nennen und bei Bedarf wiederholen. Für die Entwicklung guter Entwürfe sind Fokusgruppen sehr hilfreich.
Wenn Sie mehrere Versionen von verbalen Formulierungen und Bildmotiven erarbeitet haben, wurden früher traditionell Marktforschungsaktivitäten und Gesprächslabors eingesetzt. Diese Verfahren werden allerdings zunehmend durch webbasierte Testverfahren ersetzt, da diese wesentlich schneller und preiswerter Ergebnisse lieferen.
Hinweis
Um auf diese Weise Ihre Konzepte zu validieren, dürfen Sie (und Ihre Vorgesetzten) keine persönlichen Vorlieben für bestimmte Versionen haben. Hier sind von Ihnen Fragefertigkeit, Hinhörfähigkeit und Änderungsbereitschaft gefragt. Schließlich wollen Sie ja nicht Ihr Ego streicheln, sondern Kunden überzeugen und im Markt gewinnen.
- einem sofort verständlichen, wissenschaftlichen Schlüssel-Diagramm
- einem lesefreundlichen, gut lesbaren Schriftbild
- einem wirkungsvollen Layout mit erprobter Seitenarchitektur
- Schlüssel-Visual ("Key Visual")
- Bildern und Fotos.
Um Inhalte im Langzeitgedächtnis der Zielgruppe zu verankern, müssen die Kernbotschaften ("die Melodie der Marke") mehrfach wiederholt werden. Aus Sicht des Wiederholers kann dies auf Dauer leicht lästig, langweilig und anstrengend werden. Daher erfordert diese Tätigkeit Beharrlichkeit und Geduld. Die Kunst besteht darin, die Marke stimmig und kontinuierlich über die verschiedenen Medien zu kommunizieren und den vielfältigen Versuchen (beispielsweise von Außendienst, Agenturen und Vorgesetzen) zu widerstehen, den Markenauftritt zu ändern. ("Brand work is boring work")
Hier die anonymisierte, neutrale, englischsprachige Präsentation, die während eines internationalen Meetingsd mit mehr als 100 Marketing und Sales Professionals eines global tätigen Healthcare-Unternehmens gehalten wurde. Hinweis: Alle Informationen stammen aus dem existierenden Wissensschatz von Dr. Umbach und waren schon vorher in der "Public Domain", konkret in seinen Publikationen, Büchern, Kursunterlagen, Webseiten etc. frei zugänglich: Charts »
Hilfreich sind: Workshops mit Marketing, Medical und Außendienst sowie Support durch Dr. Umbach als strategischer Berater, inhaltlicher Moderator und persönlicher Coach. Sie profitieren von seiner Expertise und Erfahrung. Ein weiterer Vorteil: Die Workshops fördern auch das persönliche Engagement und "Buy-in" der Team-Mitglieder.